Profilarten des ICC

Wenn wir über ICC-Profile reden, denken wir in erster Linie an Geräteprofile – Eingabe-, Monitor- und Druckerprofile.

Tatsächlich aber hat uns das ICC sieben Profiltypen für verschiedene Anwendungen und Arbeitsabläufe zur Hand gegeben.

Geräteprofile Eingabeprofile (Input) Scanner und Digitalkamera rgb-an-lab.png
Geräteprofile Monitorprofile (display) CRT- und LCD-Monitore und Projektoren rgb-an-lab-an-rgb.png
Geräteprofile Druckerprofile (Output) Drucker, Druckmaschinen und digitale Belichter cmyk-lab-cmyk.png
Kombination von Profilen Device Link Profile für den Proofdruck cmyk-an-cmyk.png
Kombination von Profilen Abstrakte Profile für abstrakte benutzerdefinierte Farbräume lab-an-lab.png

Geräteprofile

  • Input (scnr) für Scanner und Digitalkamera
  • Display (mntr) für CRT- und LCD-Monitore und Projektoren
  • Output (prtr) für Drucker, Druckmaschinen und digitale Belichter

Geräteprofile führen eine Hälfte der Konvertierung bei der Umrechnung von einem Gerät zum anderen durch. Ein Scanner-Eingabeprofil konvertiert von RGB nach Lab und anschließend übernimmt ein Druckerprofil die Konvertierung von Lab nach CMYK. Mit vereinten Kräften konvertieren sie also das Bild aus dem Scanner für den Druck mit CMYK.

Monitor- and Druckerprofile konvertieren Farben in jede Richtung. Wenn Lab-Werte vorliegen, die auf einem Drucker ausgegeben werden sollen, übernimmt der Lab -> CMYK-Teil. Wenn ein CMYK-Wert geprooft werden soll, ist der CMYK -> Lab-Teil an der Reihe.

Eingabeprofile sind die einzigen Profile, die nur in eine Richtung transformieren, nämlich Gerät->Lab. Das macht Sinn, denn wir konvertieren die Werte aus dem Scanner oder der Digitalkamera nach Lab, aber es gibt keinen guten Grund, von Lab in das RGB der Digitalkamera konvertieren.

Device Link (link), Profile für den Proofdruck

Device Link-Profile überführen die Farben eines Geräts direkt in die Farben eines anderen Geräts ohne den Weg über den Lab-Farbraum, auf dem die Prozessfarbinformationen verloren gingen.

Photoshop7RGB.jpg

Bevor das ICC-Farbmanagement zum Standard wurde, scannten viele Betriebe der Druckvorstufe „direkt ins CMYK“ – tatsächlich konvertierte bereits die Scannersoftware das Bild gezielt in den Druckerfarbraum. In diesem Workflow entstand kein RGB-Bild, sonderns ins Archiv wanderte das CMYK-Bild. Sollen diese Bilder heute erneut in den Druck, müssten die Bilder zuerst in RGB und von dort aus in den neuen Druckerfarbraum transformiert werden.

Die Transformation von RGB nach CMYK ist verlustbehaftet und nicht reversibel – das ursprüngliche RGB-Bild kann nicht reproduziert werden. Die Abkürzung per Device Link-Profil anstelle des Umwegs zurück in einen RGB-Farbraum und von dort aus in den neuen Druckerfarbraum erhält den Schwarzaufbau und die reinen Farben.

Photoshop 4-CMYK Euro ISO Fogra CMYK
Photoshop4CMYKCyan.jpg Photoshop7CMYKCyan.jpg
Photoshop4CMYKGelb.jpg Photoshop7CMYKGelb.jpg
Photoshop4CMYKMagenta.jpg Photoshop7CMYKMagenta.jpg
Photoshop4CMYKSchwarz.jpg Photoshop7CMYKSchwarz.jpg

Farbauszüge und Schwarzaufbau bei unterschiedlichen Druckprozessen

Ein Device Link-Profil ist in erster Linie die fest verdrahtete Verbindung zweier Geräteprofile und enthält den Farbrechner (CMM) und den Rendering Intent, mit dem es erzeugt wurde.

Eine Anwendung für Device Link-Profile sind Null-Profile – die Verbindung zweier Geräteprofile, die nichts an den CMYK-Daten ändert. Erst ein Eingriff in die Gradationskurve eines Farbkanals verändert die Farbzufuhr in einem bestimmten Bereich. Das bringt eine manuelle Kontrolle in die Umsetzung von einem CMYK in ein anderes CMYK, die sich beliebig verfeinern lässt.

Device Link-Profile sind nicht auf die Verschmelzung zweier Geräte-Profile beschränkt. Geräte-Profile, abstrakte Profile und vorhandene Device Link-Profile lassen sich miteinander zu einem neuen Profil verketten . Device Link-Profile können eine ganze Kette von Geräteprofilen und Nicht-Geräte-Profilen bilden, die aneinander geklinkt werden, solange die Kette mit einem Geräte-Profile beginnt und mit einem Geräte-Profil endet.

Device Link-Profile können nicht in Bilder eingebettet werden. Sie werden extern gespeichert und können für andere Bilder eingesetzt werden.

ColorSpace Conversion (spac) für die Umrechnung von Farbräumen

Named Color (nmcl) für Sonderfarben wie Pantone, HKS, RAL, usw.

Abstract (abst) für abstrakte benutzerdefinierte Farbräume

Während Device Link-Profile Farben zwischen zwei real existierenden Geräten transformieren, machen abstrakte Profile genau das Gegenteil: Sie konvertieren Farben von Lab nach Lab. Wo Device Link-Profile Farb- und Helligkeitsbereiche im CMYK korrigieren, sind abstrakte Profile dazu gedacht, den Lab-Raum zu bearbeiten. Im Lab-Raum sind Farb- und Helligkeitskorrekturen effektiver und ohne die gefürchteten Nebenwirkungen des RGB-Farbraums: Den Kontrast erhöhen, die Sättigung senken, ein hoch gesättigtes Rot durch einen leichten Farbshift wärmer gestalten und dabei aufhellen.

ColorWhirled.jpg ColorWhirledPanel.jpg

ColorWhirled wurde von von Apple mit der Software-Entwicklungsumgebung von Mac OS X 10.3 ausgeliefert und erzeugte abstrakte Profile. Leider in den neueren Versionen von OS X aus dem Programm geflogen …

Natürlich wäre auch Photoshop in der Lage, das Bild in den Lab-Raum zu konvertieren, aber der Weg wäre der reinste Zickzackkurs von einem Farbraum in den nächsten und wieder zurück mit kleinen Verlusten an den Grenzen der Farbräume.

Ein abstraktes Profil kann ein Proofsystem verfeinern, damit das Proofsystem näher an die Farben des Zielsystems gelangt, einen Bereich von Gelbtönen auf allen Geräte gesättigter ausgeben oder die Hauttöne eines Portraits, das unter einem Baum in voller grüner Blattpracht aufgenommen wurde, korrigieren. Das alles ohne Eingriff in das Eingabe- oder das Geräteprofil – das abstrakte Profil wird in die Farbraumtransformationen eingeklinkt.

Das Profil einer digitalen Kamera könnte mit einem abstrakten Profil kombiniert werden, um z.B. den Kontrast zu verbessern, Farben in einem bestimmten Bereich zu verbessern (Hauttöne).

Arbeitsfarbräume könnten mit abstrakten Profilen kombiniert werden, um ihre Merkmale zu erben und dabei Standard-Profile bleiben, die von Photoshop unterstützt werden.

Das ist der Ansatz für die Digitalkamera. Zum einem lassen sich Digitalkameras für Tageslichtaufnahmen nicht einfach profilieren und zum anderen lassen sich die Profile in keine Kamera laden. Anstellen dieser durchaus wünschenswerten Funktion übernehmen abstrakte Profile die situationsgebundene Aufbereitung der Bilder aus der Digitalkamera rein über eine Profilierung und ohne Eingriff in die Pixel.

Links

ArgyllCMS ICC kompatibles ICC Farbmanagement, kann Device-Link-Profile erstellen

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