Farben haben keine Einheiten. Ist das Rot 2 Kilo, 70mm oder 30 Grad? Eine exakte Kommunikation über Farben ist nicht einfach. Mein Pullover ist lila oder ist er eher violett oder purpur?
Welche Farbe dieses Strickgarn? Malve, Champagne oder Blossom? Wie bekomme ich passende Schuhe zu einer Farbe, die ich nicht exakt beschreiben kann? Wie kann ich Objekte nach ihren Farben sortieren?
Es gibt keine Einheiten von Farben, so dass es auch keine Ordnung der Farben gibt (zumindest solange, bis wir zu den Lichtwellen kommen). Farbmodelle entgegnen diesem Dilemma.
Farbnamen sind das älteste Farbmodell. Über den Namen identifizieren wir Farben, allerdings nur sehr ungenau, wenn keine Farbmuster zur Hilfe genommen werden. Farbnamen bilden kein Ordnungsschema und können Farben nicht miteinander in Beziehung zueinander setzen.
Da diese Farbnamen kein Ordnungskriterium bilden, sind sie nur eine simple Farbpalette. Einige Farbnamen kommen doppelt vor, um unterschiedlichen Schreibweisen entgegen zu kommen – z.B. gray und grey – oder einfach fuchsia und magenta.
Der Farbname Magenta war ursprünglich Fuchsine für einen ein Anilin-Farbstoff, der 1859 von dem französischen Chemiker François-Emmanuel Verguin patentiert wurde. Fuchsine wurde noch im selben Jahr in Magenta umbenannt, um den Sieg der Frankreichs und Sardiniens in der Schlacht von Magenta zu feiern. Fuchsia ist die Farbe der Fuchsie, die ihren Namen vom deutschen Botaniker Leonhart Fuchs herleitet.
Die deutsche Sprache hat nur wenige Farbnamen und wir können sie nur durch Hilfswörter wie hell, dunkel, leuchtend oder matt differenzieren.
Darüber hinaus bilden wir Referenzen durch bekannte Materialien (Blutrot, Goldgelb, Ebenholz, Türkis, Rubinrot), Blumen (Veilchenblau, Rosarot), Lebensmittel (Zitronengelb, Safrangelb, Burgunderrot, Weinrot) oder unsere Umgebung (Himmelblau, Grasgrün), aber wir können uns nur wenige Farben merken.
Die Farben der Pelikan-Wasserfarben – heute Deckfarben – haben viele noch in Erinnerung: Preußischblau, Gebr. Siena, Umbra und Ockergelb, Karminrot und Zinnober.
Es gibt viele standardisierte Paletten von Farbnamen mit einem Farbmuster: Webdesigner und Programmierer kennen eine Liste von 140 Farben mit wohlkingenden Namen von Aliceblue über Magenta und Fuchsia bis zu Salmon und Tomato. Der Ursprung dieser Liste von Farben rührt aus dem X Windows System, einem frühen Unix-System für grafische Monitore (~1986) und ist die Grundlage für Extended color keywords im CSS Color Module Level 3 des W3C.
Seitdem es das Internet gibt, gibt es eine Handvoll »sicherer« Farben. Diese Farben wurden ursprünglich als die 16 Farben ausgesucht, die von der Windows-VGA-Palette unterstützt werden. Diese Farben werden als hexadezimale Zahlen angegeben (z.B. COLOR="#C0FFC0") oder haben einen von 16 weiträumig verstandenen Farbnamen wie Red, Green, Blue und Purple (sofern man über Englischkenntnisse verfügt).
Websichere Farben gaben in der Zeit der Monitore mit nur 256 Farben ein kleines Maß an Sicherheit, dass diesen Farben auf allen Monitoren gleich dargestellt wurden.
Farbmuster sind eine bessere Hilfe, vor allem, wenn wir die Farbmuster auf verschiedene Stoffe aufbringen: auf glänzendes Papier, mattes Zeitungspapier, Bilderdruckpapier. Farbmuster können Farben ordnen und ihre Wirkung auf verschiedenen Stoffen zeigen, aber wir müssten die Farbmuster immer vor uns haben und können nicht vorhersagen, wie die Farben bei einem anderen Licht wirken.
Ein modernes Farbmodell soll Farben nicht nur identifizieren. Es soll Auskunft darüber geben, was passiert, wenn sich das Umgebungslicht ändert – wenn es heller oder dunkler wird oder wenn das Licht nicht neutral ist.
Auf jeden Fall aber reichen Farbnamen und Farbmuster für eine schnelle Verständigung und sind intuitiv.
Nicht alle Sprachen und Kulturräume haben ein Äquivalent für alle Farbnamen. So hatten die alten Römer kein Wort für »Blau«, sondern bezeichneten den Himmel als »Hell«. Die alten Griechen bezeichneten Honig und Gras mit denselben Farbnamen »chloros«. Die japanische Sprache kennt bis heute – trotz der Entlehnung von gurin (green) aus dem Englischen – kein Grün, vielmehr gilt »Grün« als gelbe Schattierung von Blau. Im Deutschen taucht die Farbe »Orange« erst im späten Mittelalter auf. Die englische Sprache kennt »scarlet«, im Deutschen ist der Begriff »Scharlachrot« nur noch älteren Menschen vertraut.
Allem Anschein nach war Rot in den meisten Kulturen die erste Farbe, die einen Namen bekam. In der deutschen Sprache gibt es immer noch keine Differenzierung zwischen einer Farbe (z.B. »Blau« – color) und einem Farbmittel (»blaue Wandfarbe« – paint).
Zuguterletzt entwickelt sich das menschliche Farbsehen weiter – die Differenzierung verschiedener Cyantöne ist die jüngste Errungenschaft des menschlichen Auges.
Systematische Farbmodelle, die auf Farbnamen beruhen, nutzen wir bis heute: Pantone, RAL und HKS sind Farbmodelle, die auf Farbnamen basieren. Diese Systeme bieten standardisierte und exakte Farbmuster und werden in der Industrie seit vielen Jahrzehnten genutzt.
PANTONE 100 |
PANTONE 120 |
PANTONE 170 |
PANTONE 180 |
PANTONE 191 |
PANTONE 200 |
PANTONE 211 |
PANTONE 220 |
PANTONE 250 |
PANTONE 290 |
PANTONE 300 |
PANTONE 400 |
PANTONE 500 |
PANTONE 617 |
PANTONE 701 |
PANTONE 801 |
PANTONE Black |
PANTONE Blue 072 |
PANTONE Green |
PANTONE Orange 021 |
PANTONE Purple |
PANTONE Red 032 |
PANTONE Reflex Blue |
PANTONE Rhodamine Red |
PANTONE Rubine Red |
PANTONE Warm Red |
PANTONE Warm Red 2X |
PANTONE Yellow |
Pantone-Farben werden als Sonderfarben (z.B. als fünfte Farbe beim Druck) eingesetzt. Zu den klassischen Anwendungen von Pantone-Farben zählen Firmenlogos. Durch den Einsatz einer Sonderfarbe muss die Farbe des Logos nicht durch Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz im Druck aufgerastert werden, sondern wird als Volltonfarbe gedruckt.
Im Bildbearbeitungs-, Satz- oder Illustrationsprogramm werden Sonderfarben angelegt und bilden einen eigenen Kanal neben den Farbkanälen des Bildes. Sonderfarben können aber auf dem Monitor nicht unbedingt korrekt angezeigt und auf dem eigenen Drucker nicht korrekt ausgedruckt werden. Sonderfarben lassen sich nur in den klassischen Druckfarben nutzen, wenn die Druckerei die Vollfarbe zusätzlich zu den normalen Druckfarben einsetzt.
RAL und HKS sind die deutschen Äquivalente zum amerikanischen PANTONE. RAL-Farben werden in der Hauptsache in der Industrie eingesetzt und legen die Farben für Autos und Farben für den Anstrich fest. HKS wird in erster Linie als Sonderfarbe für Firmenlogos eingesetzt.
Warnzeichen (DIN 5381) RAL 1003 |
RAL 1003 Signalgelb Signal yellow Jaun de sécurité |
Signalfarbe für Warnung, Vorsicht oder Hinweis (DIN 4844) RAL 1004 |
RAL 1004 Goldgelb Golden yellow Janue or |
RAL 1014 | RAL 1014 Elfenbein Ivory Ivoire |
auch als Lufthansa-Gelb bezeichnet RAL 1028 |
RAL 1028 Melonengelb Melon yellow Jaune melon |
RAL 4010 | RAL 4010 Telemagenta Telemagenta Telemagenta |
Gebots-/Hinweiszeichen (DIN 5381) RAL 5005 |
RAL 5005 Signalblau Signal blue Bleu de sécurité |
auch als Lufthansa-Blau bezeichnet RAL 5013 |
RAL 5013 Kobaltblau Cobalt blue Bleu cobalt |
RAL 7031 | RAL 7031 Blaugrau Blue grey Gris bleu |
Farbton für ICE-Schriftzug RAL 7038 |
RAL 7038 Achatgrau Agate grey Gris agate |
RAL 8015 | RAL 8015 Kastanienbraun Chestnut brown Marron |
Farbsysteme wie Pantone, RAL und HKS basieren auf gedruckten Farbmustern und einer Reihe von Grundfarben (beim klassischen Pantone werden die Farben aus 14 Grundfarben oder »Primärfarben« gemischt) und die Farben entstehen anhand eines Mischrezepts. Auch wenn die Farben entlang der Farbskala geordnet werden können, geben geben die Farbnamen keinen Aufschluss über das Zusammenwirken der Farben. Der Grafiker muss die Farben anhand eines Farbbuchs aussuchen.