Vom Licht zum Farbkreis

Farbkreis von Itten, Newton und Munseln

Schon in der Antike suchten Färber und Maler nach einer Ordnung der Farben und nach effizienten Verfahren, um Farben zu mischen. Bis zu Newtons Experiment mit dem Glasprisma wurden die Experimente meist mit Farbpigmenten durchgefüht. Heute bezeichnen wir solche Mischungen als »subtraktive Farbmischung«.

Subtraktive Farbmischungen sind aber für die Erklärung des menschlichen Farbsehens ungeeignet.

Aber nach genau eben dieser Ordnung streben wir: Färber, Maler, Drucker, die Hersteller von Autos und Mode, Fotografen und Lebensmittelproduzenten. Ohne Zweifel war es Newton, der in der Neuzeit einen der wichtigsten Schritte zur Ordnung der Farben durch seine systematischen Experimente erarbeitet hat.

Obschon bereits die alten Griechen die ersten Farbtheorien aufstellten, verstehen wir den Prozess des Farbsehens bis heute nicht vollständig. Farbe ist keine Eigenschaft der Objekte, die wir farbig sehen, sondern eine Empfindung, die durch einen komplexen Mechanismus des Sehapparats erzeugt wird.

Farbtheorien der Antike

Die griechischen Farbtheorien waren eher verschwommen und resultieren in Überlegungen zum Gegensatz zwischen Schwarz und Weiß, Hell und Dunkel.

Aristoteles war einer der Ersten, die Farbmischungen untersuchten. Er benutzte farbige Glasscheiben und glaubte, dass die Mischung von gelbem und blauen Licht grünes Licht erzeuge. Er konnte noch nicht wissen, dass eine farbige Glasscheibe keine Farbe hinzufügt, sondern das Licht einer Farbe teilweise absorbiert.
Aristoteles ordnete Farben linear nach Helligkeit zwischen Weiß und Schwarz als Analogie zum Tageslicht.

Die für die Farben jeweils spezifischen Maßverhältnisse anzugeben, hat keinen Sinn, denn es handelt sich um Dinge, für die niemand weder ein notwendiges Gesetz noch einen wahrscheinlichen Grund angeben könnte.

Platon

John Gage, Kulturgeschichte der Farbe

Doch dann zählt Platon wieder einige Farbmischungen auf …. Platon und seine Zeitgenossen konnten die Menge des Lichts, das von farbigen Oberflächen zurückgeworfen wird, noch nicht messen. Und weil sie alte Griechen sind und Philosophen, verzeihen wir ihnen das Geschwafel …

Demokrit glaubte, Farben hingen mit der unterschiedlichen geometrischen Anordnung der Atome zusammen und kommt der modernen Farblehre schon einen Schritt entgegen.

„Nur scheinbar hat ein Ding eine Farbe, nur scheinbar ist es süß oder bitter; in Wirklichkeit gibt es nur Atome im leeren Raum.“

Ebenfalls bei John Gage ist zu lesen, dass sich in den Abbildungen von Malern im antiken Griechenland und im antiken Rom noch keine Ordnung der Farben auf der Palette der Maler erkennen läßt.

Die Ordnung im Farbkreis

Wenn wir Probanden – Versuchspersonen – Farbmuster vorlegen, ordnen alle die Farben in einer ähnlichen Reihenfolge. Der Kreisschluss erscheint uns natürlich zur Anordnung der Farben, weil uns die Farben am Anfang und am Ende so ähnlich erscheinen. Darum sehen wir viele Farbmodelle, mit denen die Ordnung der Farben nach ihrem Farbton, ihrer Helligkeit und ihrer Sättigung beschrieben wird, als Farbkreise.

Farbkreis Fludd, gezeichnet
enthält sieben Farben in Hell-Dunkelfolge zwischen Schwarz und Weiß
Farbkreis nach Fludd
Farbkreis von 1626 (Robert Fludd)
  • Robert Grosseteste (1170 - 1253) war einer der ersten, die Farben nicht nur nach ihrer Farbigkeit anordnete, sondern auch nach Helligkeit und Leuchtkraft (Sättigung).
  • Leonardo da Vinci (1452 - 1519) wollte Grün nicht als Grundfarbe aufnehemn, da Grün aus Gelb und Blau gemischt werden kann. Da Vinci unterschied also schon nach Primär- und Sekundärfarben.
  • Robert Fludd (1574 - 1637) entwarf einen Farbkreis aus Gelb, Rot, Grün, Blau, Schwarz und Weiß, in dem Schwarz und Weiß nebeneinander stehen.
  • Athanasius Kircher (1601 - 1680) legte seinem Farbmodell eine lineare Anordnung der Farben zugrunde. Seine Grundfarben waren Weiß, Gelb, Rot und Blau. Daraus ergeben sich Mischfarben in halben Kreisbögen über den Grundfarben.
Athanasius Kircher
  • Das CIE-1931-System (CIE Commission Internationale d’Eclairage) ist ein mathematisch konstruiertes Farbmodell zur präzisen Bestimmung von Farben ohne Farbmuster.

Bildmaterial

  • The Royal Society
    Patricia Fara, History & Philosophy of Science Department, Clare College, Cambridge CB2 1TL, UK

Quellen und weitere Informationen

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