Dank der Opsine konnten sie vier Bereiche von Wellenlängen voneinander unterscheiden und wahrscheinlich ein breites Band von Farben sehen.
Durch einen Gendefekt entstanden bei den Primaten aus dem Gen für das mittelwellige Farbsehen zwei neue Gene für die Unterscheidung zwischen mittelwelligem und langwelligem Licht, also zwischen Grün und Rot. Diese entwicklungsgeschichtlich noch jungen Gene sind zu 98% identisch und liefern Pigmente für das Rot- und Grünsehen auf Wellenlängen, die sich nur um 30 nm voneinander unterscheiden.
Obwohl das nur ein wahrhaft kleiner Bereich des Spektrums der sichtbaren Farben zwischen 380 bis 780 mm ist, öffnen uns diese beiden Gene eine neue Dimension des Farbsehens. Wir können Grün, Rot und Gelb sehen – Farben, die sich für Rot-Grün-blinde Menschen und die meisten Säugetiere nicht unterscheiden.
Das Farbensehen ist im Tierreich mehrmals erfunden worden. Insekten, Vögel, Fische und viele Reptilien besitzen ein hoch entwickeltes Farbsehen, zu dem auch die UV-Empfindlichkeit gehört. Aber unter den Säugetieren haben nur Primaten ein gut entwickeltes Farbensehen. Viele andere Säugetiere haben ähnliche Gene für den blauen Sehstoff und dieses Farbwahrnehmungsystem ist entwicklungsgeschichtlich wohl uralt.
Das Ultraviolett-Sehen haben die Säugetiere aber allem Anschein nach im Laufe der Evolution verloren, vielleicht, weil sie in ihrer Frühzeit nachtaktiv waren.
Nur beim Menschen und den Affen der Alten Welt hat im Laufe der Evolution eine Genduplikation stattgefunden, durch die ein „blau-grüner« und ein »gelb-grüner« Sehstoff kodiert werden.