Farbmanagement Workflow

Nahezu alle modernen Geräte zur Bilderfassung (Kameras, Scanner, Illustrationsprogramme) speichern Bilder direkt mit einem Profil. Allerdings werten nur wenige Anwendungen das Profil des Bildes aus.

Eine generelle Unterstützung des Farbmanagements bietet zurzeit kein Betriebssystem, so dass sich Arbeiten unter dem Farbmanagement des ICC als Stückwerk darstellt.

Wer auf die konsistente Farbwiedergabe von Fotos, Grafiken, Präsentationen und Publikationen jeglicher Art angewiesen ist, muss sich die Bruchstücke herauspicken und zu einem Workflow – einem Arbeitsablauf – zusammen setzen.

sRGB: Sicher und intuitiv

Wer sich mit dem Farbmanagement nicht auseinandersetzen will, arbeitet in einer relativ sicheren Umgebung im sRGB-Farbraum.

Für den Hobbyfotografen heißt das: sRGB an der Digitalkamera eingestellt lassen. Dann sitzen die Farben immer an der richtigen Stelle. Selbst wenn das Profil des Fotos einmal verloren geht – z.B. weil es für die Email verkleinert wurde: Bilder ohne Profil werden als Bilder im sRGB-Farbraum aufgefasst.

Bei der Digitalkamera steht dem Fotografen das RAW-Format der Kamera zur Verfügung, bei dem der Farbraum erst im RAW-Programm bei der Transformation des RAW-Bildes in ein RGB-Bild gewählt werden muss und bei dem darüber hinaus die Entscheidung, ob AdobeRGB oder sRGB bei jeder Transformation neu gefällt werden kann.

Geräteprofile und Software mit Profilunterstützung

Bei anderen Ein-/Ausgabegeräten als der Digitalkamera und vor allem bei der Software ist die Arbeitskette nicht mehr so intuitiv.

  1. Hobbyfotografen | Digitale Kameras transformieren das Bild i.d.R. direkt in den sRGB- oder AdobeRGB-Farbraum.
  2. Studiofotografen | High End-Kameras können profiliert werden und individuelle Profile nutzen (insbesondere Studiokameras).
  3. Drucken auf dem Desktopdrucker | Druckerhersteller liefern Profile für die von ihnen angebotenen Papiere schon bei der Installation des Druckers aus.
  4. Darstellung auf dem Computermonitor | Das Monitorprofil ist fast immer auf der beiliegenden CD zu finden, aber kaum ein Benutzer wird das Profil installieren.
  5. Wiedergabe von Bildern mit dem Beamer | Für die Wiedergabe von Bildern in Präsentationen mit dem Beamer muss ein Profil für den Beamer erzeugt werden.
  6. Anwendungen mit Profil-Unterstützung | Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop und Lightroom und Satzprogramme wie Quark und Indesign werten das Profil des Bildes für die Darstellung aus.

Digital fotografieren, bearbeiten und drucken

Bei nahezu allen professionellen und semiprofessionellen Digitalkameras kann der Fotograf den Farbraum festlegen: sRGB oder AdobeRGB sind die beiden Farbräume, in denen das Bild gespeichert werden kann. Einige Konsumerkameras geben den Farbräumen andere Namen: Vivid, Standard, Natur, NikonRGB, aRGB …

RAW-Bilder | Wenn Bilder im RAW-Format der Kamera gespeichert werden, stellt sich die Frage nach dem Farbraum erst bei der Transformation des RAW-Bildes in ein RGB-Bild für die weitere Bearbeitung oder den Druck.

Wenn die Bilder noch mit 16 Bit Farbtiefe im Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet werden, können sie mit dem größeren AdobeRGB-Gamut übernommen werden. Sinn macht dieser Arbeitsablauf aber erst mit Monitoren, die wenigstens einen großen Teil des AdobeRGB-Farbraums darstellen können. Dann sollte in den Farbmanagement-Vorgaben des Bildbearbeitungsprogramms AdobeRGB als Arbeitsfarbraum eingestellt sein.

Wer AdobeRGB als Quellfarbraum an seiner Digitalkameras wählt, muss sich auf einen disziplinierten Arbeitsablauf einstellen. Nur sehr wenige Monitore der Spitzenklasse können den AdobeRGB-Farbraum vollständig darstellen – zu den preiswerten Monitoren mit einem »Wide Gamut« gehören der EIZO 222 und der LaCie.

JPEG-Bilder | Wer seine Bilder als JPEG in der Digitalkamera speichert, wählt besser sRGB als Farbraum in der Kamera. Bilder mit 8 Bit Farbtiefe haben 16,8 Mio Farben zur Verfügung – egal, ob das Bild im AdobeRGB oder im sRGB vorliegt. Bei 8 Bit Farbtiefe führt ein großer Farbraum mit hoch gesättigten Farben schnell zu Farbabrissen – und das auch in den Pastelltönen. Hauttöne sind nur schwer zu korrigieren. Darüber hinaus kommen in der Natur nur selten Farbtöne vor, die im sRGB-Farbraum nicht wiedergegeben werden können.

Bilder im Internet

Farbmanagement für Bilder im Internet ist kompliziert – und das aus mehreren Gründen: Wir können nicht steuern, wie Bilder beim Besucher erscheinen. Wir wissen nicht, in welchem Browser das Bild gerendert wird, wir müssen davon ausgehen, das die Monitore der meisten Besucher nicht kalibriert sind. Der Besucher kommt mit dem Tablett, dem Mobiltelefon, dem Notebook- oder Desktop-Monitor. Der Monitor kann ein Wide Gamut-Monitor sein, ein Retina-Monitor oder ein altes Schätzchen in einem verstaubten Büro.

So bleibt uns nur, den bestmöglichen Kompromiss zu finden.

Damit das Bild auf den aktuellen Monitoren vom typischen sRGB-Desktop-Monitor über Wide Gamut-Monitore bis hin zu Tabletts und Handys dargestellt werden kann, sollte man heute das ICC-Profil in das Bild einbetten (auch wenn die Ratschläge von gestern ganz anders lauten). Das Profil wird nur von den Browsern auf Computer-Monitoren ausgewertet, die heute auch Bilder in AdobeRGB oder ProPhoto gut auf sRGB-Monitoren umsetzen können und dem Wide Gamut Monitor die bestmögliche Farbwiedergabe ermöglichen (wenn das Profil eingebettet ist!). Für Tabletts und Handys hingegen sollten die Bilder in den sRGB-Farbraum konvertiert werden, weil diese Geräte (bis auf Safari unter iOS (2016)) das ICC-Profil noch nicht auswerten können.

Color Management

Color Management Apple

Studiofotografen

High End-Kameras für die Studiofotografie können profiliert werden – so nutzt die Kamera ihren vollständigen Farbraum für die Bilderfassung. Die Aufnahmen werden im RAW-Format der Kamera gespeichert und für die Weiterverarbeitung für den Druck i.d.R. in eciRGB transformiert.

Drucken auf dem Desktop-Drucker

Für die Ausgabe digitaler Fotografien auf hochwertigen Fotodruckern empfiehlt das ICC seinen sRGB-v4-Farbraum. Der Farbraum weist im Blau-Cyan ein etwas größeres Gamut auf als sRGB und bei der Transformation in den LAB-Farbraum und von dort aus in den Druckerfarbraum werden die Farben neu berechnet (re-render), um den Druckerfarbraum besser zu nutzen.

In diesem Workflow sollte das Bild in sRGB aufgenommen / gescannt werden oder als RAW-Bild in der Kamera gespeichert und anschließend in den sRGB-Farbraum oder sRGB_v4-Farbraum umgewandelt werden.

Darstellung auf einem Computer-Monitor

Bilder für Präsentationen oder das Internet werden als sRGB-Bilder aufgenommen oder als RAW-Bild in der Kamera gespeichert und anschließend in den sRGB-Farbraum umgewandelt.

Wiedergabe mit dem Beamer

Bilder für Präsentation mit dem Beamer werden als sRGB-Bilder aufgenommen oder als RAW-Bild in der Kamera gespeichert und achließend in den sRGB-Farbraum umgewandelt. Wenn das Profil des Beamers verfügbar ist, lohnt sich ein Softproof auf dem Monitor, um die Farbwiedergabe bereits bei der Bearbeitung der Bilder besser beurteilen zu können.

Weiterverarbeitung in Programmen, die das Profil des Bildes interpretierten

Illustrationsprogramme wie Adobe Illustrator und Layoutprogramme wie Quark XPress oder Adobe InDesign interpretieren das Profil des Bildes. Dabei dürfen Bilder ein beliebiges Profil mitbringen. Das Dokument – z.B. das InDesign-Dokument – bestimmt das generelle Farbmanagement. So kann das Layout-Dokument den eciRGB-Farbraum einstellen. Bilder aus beliebigen anderen Farbräumen werden in den Farbraum des Dokuments transformiert.

Moderne Bildarchive, Bilddatenbanken und Bildbearbeitungsprogramme unterstützen das Farbmanagement des ICC und können Bilder korrekt entsprechend ihres Profils anzeigen.

Weiterverarbeitung in Programmen, die das Profil des Bildes nicht auswerten

Office-Programm wie Microsoft Word, Powerpoint, Open Office, Internet Explorer interpretieren das Profil des Bildes nicht. Bilder werden in sRGB gescannt oder fotografiert oder im RAW-Format der Kamera gespeichert und in ein sRGB-Bild umgewandelt. Das verspricht die größte Konsistenz bei der Farbwiedergabe.

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