Die kleinen Säuger hatten ein Fell und konnten ihre Körpertemperatur selber regulieren – so entwickelte sich ihr Sehen für dämmriges Licht und es bestand keine Notwendigkeit, ein ausgeprägtes Farbsehen zu entwickeln.
Die kleinen Säugetiere brauchten ein gutes Helligkeitssehen. Farben haben ihnen wahrscheinlich nicht viel genützt, denn vor 150 Mio Jahren war die Welt nur grün und braun, nur Nadelhölzer und Farne. Der Valentinstag wäre mangels bunter Blumensträuße ausgefallen.
Nager wie Ratten und Mäuse sind nachtaktive Tiere und so wird ihre Retina von den Stäbchen dominiert. Nur etwa 3 bis 5% ihrer Fotorezeptoren sind Zapfen. Mäuse sind wie die meisten Säugetiere Dichromaten mit zwei Zapfenpigmenten für Grün (510 nm) und Blau (ca. 350 nm).
Hunde sind keineswegs farbenblind, sondern ebenfalls Dichromaten mit Empfindlichkeiten im blauen (430 nm) und gelben Spektralbereich (550 nm).
Auch große Hundeaugen können nur zwei Farben unterscheiden …
Color Vision, Jay Neitz, Joseph Carroll and Maureen Neitz
Die Rezeptorzellen in der Netzhaut von Hunden zeigt schon, dass Hunde Farben sehen. Aber während wir »VIBGYOR« sehen: Violet, Indigo, Blau, Grün, Gelb, Orange und Rot sehen, sehen Hunde “VIBYYYR” (Violet, Indigo, Blau, Gelb, Gelb, Gelb und Rot). Grün, Gelb und Orange sehen für Hunde immer gleich aus, aber unterscheiden sich von Rot und den verschiedenen Blau- und Purpurtönen. Blau-Grün erscheint Hunden Weiß.
- Dana K. Vaughan, Ph.D., Dept. of Biology, University of Wisconsin Oshkosh
Ein ähnliches Farbspektrum sehen auch Pferde. Ob der Apfel rot oder grün ist: Das schert sie also wenig.
Dichromaten sehen ein etwa gleichgroßes Farbspektrum, aber bei tagaktiven Tieren ist es vom Blau bis zum Gelb-Grün verschoben, bei eher nachtaktiven Tieren vom UV bis zum Gelb.
Eine besondere Spezies sind ja die Beuteltiere – beim Ameisenbeutler (Numbat) konnte ebenfalls nachgewiesen werden, dass sie Trichromaten sind wie der Mensch.
363, 509 and 535 nm
Behavioural evidence for marsupial trichromacy
Wie die meisten Säugetiere ist auch die Katze ein Dichromat – aber als nachtaktives Tier nutzt sie ihr Farbsehen wohl kaum.
Heute kann die Fähigkeit zum Farbsehen mit Hilfe der Mikrospektrophotometrie untersucht werden. Aber der Nachweis, dass die Pigmente vorhanden sind, ist kein Beweis, dass ein Lebewesen tatsächlich Farben sieht. Erst wenn sich eine Art auf Farben trainieren lässt, gilt das als Nachweis des Farbsehens.
Katzen lassen sich so gut wie gar nicht auf Farben dressieren. Neben der Untersuchung, ob und wie viele unterschiedliche Rezeptoren im Auge vorhanden sind, kann das Farbsehen einer Art nur erforscht werden, wenn sie sich auf Farben trainieren lässt. Hunde und Bienen lassen sich z.B. gut auf Farben trainieren, Katzen ignorieren Dressurversuche ja bekanntlich. Karl von Frisch war einer der ersten, der tierisches Farbsehen anhand von Dressur untersucht hat und nachwies, dass Bienen Farben sehen und voneinander unterscheiden.
Damit die Probanden nicht in Wirklichkeit auf verschiedene Helligkeiten reagieren, werden ihnen Farbmuster in unterschiedlicher Helligkeit und Sättigung vorgesetzt. So weiß man, dass Affen, Mäuse Hunde und Bienen tatsächlich auf Farben reagieren. Das setzt allerdings auch ein hohes Maß an Lernfähigkeit bei den Probanden voraus.
Hazel Rossotti: Colour: Why the World Isn't Grey. Princeton University Press, 1992, ISBN 0-6910-2386-7
Unter den Säugetiere besitzen nur Primaten drei Farbrezeptoren – Menschen und ein Teil der Affen. Hunde und Katzen hingegen sind Dichromaten mit zwei Arten von Zapfen.